bevor wir nach calgary fahren wollen wir noch einige längst fällige arbeiten am josch vornehmen. dazu fahren wir in brooks auf einen etwas außerhalb liegenden campingplatz. der ist einfach, aber perfekt für uns. wir stehen etwas am rand des platzes, weil wir kein „full hook up“ benötigen. full hook up, heißt alle anschlüsse, also wasser, strom und abwasser. wir nehmen nur wasser und strom und stehen so am rande des campgrounds mit aussicht auf das nebenliegende feld, sonst nichts. wenn man so tagein tagaus in dem josch lebt, findet man doch immer wieder punkte die noch besser gelöst werden können. dieses und die anstehende wartung wollen wir erledigen. nach 3 arbeitsreichen tagen machen wir uns wieder auf den weg.
nun geht es nach calgary. kurz vor calgary gibt es etwas zu feiern. wir passieren die 20.000 km marke unserer reise. und es ist wirklich erstaunlich wie zuverlässig und ohne probleme der josch das alles mitmacht. immerhin ist er ja nun schon 40 jahre. für ein auto ein sehr stolzes alter. schon von weitem sieht man die beachtliche skyline von calgary. calgary war 1988 schauplatz der olympischen winterspiele. aber dazu später mehr. zunächst fahren wir zu einem etwas außerhalb liegenden walmart um dort zu übernachten. der walmart liegt in einem etwas zwielichten viertel. wir bleiben trotzdem dort und nehmen das als übung für unsere zeit in mexiko. die nacht verläuft ruhig und so fahren wir bei strahlenden sonnenschein mit der josi ins zentrum der stadt. dort angekommen schlendern wir zunächst durch die fußgängerzone der stephen av. mit vielen restaurants, cafes und bars. sehr schön angelegt, aber leider sehr wenig geschäfte. also ziehen wir weiter richtung kensington-village.
dazu durchqueren wir den stadtpark am bow-river. hier findet heute „the taste of calgary“ statt. ein straßenfest bei dem an diversen ständen streetfood angeboten wird. hier planen wir auf dem rückweg zu essen. wir überqueren den bow-river und gelangen zum kensington-village. bereits etwas müde, erholen wir uns bei einem kaffee in einer kleinen kaffeerösterei. das village besteht aus der 10. avenue und der kensington–avenue. ein wirklich sehr schönes, kleines stadtviertel mit vielen kleinen individuellen boutiquen, läden und restaurants. es gibt auch den safeway des viertels mit einem kleinen parkplatz. wir beschließen dort heute nacht zu parken. auf dem rückweg halten wir wie geplant bei the taste of calgary und essen chicken-wings und pulk-pork. beides sehr gut. wir kehren über die stephen-avenue zurück zur josi und fahren dann mit dem josch rüber zum safeway in kensington. heute gehen wir mal essen und kochen nicht. wir entscheiden uns für das dinner-ball. dort sitzen wir im 1. stock auf einer dachterrasse mit blick auf das viertel. ein offenbar angesagtes restaurant, denn es ist sehr gut besucht. das liegt vermutlich am sehr leckeren essen.
für den zweiten tag in calgary haben wir etwas besonderes geplant. wir wollen mit dem bob die bobbahn der olympischen spiele von 1988 runter fahren. die bobbahn liegt direkt neben den skischanzen. man fährt in einem mit rädern bestückten 4er-bob. neben 4 gästen fährt hinten noch der „steuermann“ mit. man erreicht immerhin 80 km/h und wird ordentlich durchgeschüttelt, insbesondere in den kurven. ein sehr cooles erlebnis. die profis im winter fahren übrigens bis zu 130 km/h.
jetzt sind es nur noch wenige kilometer bis nach banff. darauf sind wir schon sehr gespannt.
banff liegt auf knapp über 1380 m und wird wie wir finden zu recht das st. moritz der rocky mountains genannt. banff besteht im wesentlichem aus einer hauptstrasse in der man nahezu alles findet was das herz begehrt.
wir nisten uns in dem nahe gelegenen tunnel mountain village campground für 2 nächte ein. als wir am nächsten morgen erwachen, bewundern wir nicht nur das panorama auf die umliegenden steilen und schroffen bergmassive, sondern auch diverse grasende elche auf der wiese vor unserem josch.
nach einem erfolgreichen shoppingtag in banff, stehen wir am folgetag um 4:30 uhr morgens auf und verlassen so leise wie möglich den campground. der lake louise steht auf dem programm. eines der highlights des nationalparks. man sollte vor 7 oder nach 19 uhr dort sein, um eine gute chance auf einen parkplatz zu haben. wir erreichen den parkplatz um 6:15 uhr. und wir sind bei weitem nicht die ersten. aber es ist noch relativ leer und der anblick des sees raubt einem den atem. die farbe und das panorama einfach zu schön um wahr zu sein. man kann sich gar nicht satt sehen und nicht aufhören zu fotografieren, weil man immer wieder denkt, dass der gerade aktuelle blick noch schöner als alle vorherigen sind. die farbe des sees erscheint je nach blickwinkel und sonneneinstrahlung anders. das türkis der seen hier, stammt vom steinmehl das vom gletscherschmelzwasser in die seen gespült wird. das steinmehl nennt man hier „rock flour oder glacier flour“. es ist aber noch sehr kalt und so wärmen wir uns nach 1,5 h kurz im josch auf und essen was.
nun wandern wir am lake louise vorbei, den berg rauf zum lake agnes. der see ist nicht so spektakulär wie der lake louise, aber dafür das kleine am see befindliche teehaus.
damit ist aber unsere heutiges programm noch lange nicht zu ende. wir springen auf die josi und fahren zunächst zum tanken runter in den ort „lake louise“, um dann wieder die halbe strecke rauf zum lake louise zu fahren. dort befindet sich der abzweig zum „moraine lake“. es ist ca 16 uhr und die zufahrt ist gesperrt, denn der parkplatz am see ist offenbar voll. gut dass wir das vorausgesehen haben und mit der josi gefahren sind. die ranger lassen uns mit der josi passieren. auch dieser see ist einzigartig und faszinierend und wir können uns auch am moraine lake sehr schwer los reißen. aber der tag war lang und wir müssen noch zurück zum josch und dann einen nachtplatz suchen. den finden wir dann erschöpft in der nähe von dem ort lake louise auf einem parkplatz am highway auf dem man offiziell übernachten darf. wieder geht ein tag voll von wundervollen eindrücken zu ende.
ca. 1 km nach lake louise beginnt der icefield parkway. nun fahren wir diese panoramastraße hinauf, um zum columbia icefiled zu gelangen. das ist ein 326 qkm großes gletschergebiet, welches 8 gletscher speist. die dicke des eises beträgt 100 bis 365 m. pro jahr fallen im durschnitt 7 m neuschnee. das schmelzwasser dieser gletscher landet in 3 ozeanen. im pazifik, im atlantik und im nordpolarmeer. ein gigantischer eisklotz den wir nun erkunden wollen. dazu haben wir eine tour mit dem icefield explorer gebucht. das sind spezialfahrzeuge mit riesigen reifen und extrem niedrigen übersetzungen, um damit auf dem gletscher fahren zu können. angeblich sollen die reifen einen geringeren druck auf den gletscher ausüben als wir mit unseren füßen. ich habe da meine zweifel, trotz der immensen dimension der reifen. ist aber auch nicht wesentlich. wesentlich ist, dass die tour auf den gletscher mit diesem kolloss schon einmalig ist. wir fahren rauf auf den athabasca gletscher und parken ziemlich genau in der mitte des riesigen gletschers. dort kann man austeigen und fotos machen, gletscherwasser trinken und die aussicht geniessen.
wieder zurück am startpunkt werden wir mit normalen reisebussen zum glacier skywalk gefahren, von dem aus man einen tollen blick in den darunter befindlichen sunwapta canyon hat. alles in allem eine zwar sehr touristische tour, aber auf jeden fall ein tolles erlebnis was wir nur empfehlen können.
zu unserer großen überraschung und freude gibt es direkt am columbia icefield glacier discovery center einen overnight parkplatz mit sicht auf den athabasca gletscher, auf dem wir dann übernachten. wieder einmal kostenlos.
am folgenden tag sind wir wieder „alleine“ unterwegs. es geht den icefield parkway zurück richtung lake louise, wieder entlang an den außergewöhnlichen panoramen die diese straße bietet. nach 2/3 des weges geht es rechts ab zum peyto-lake. hier im banff kommt man aus dem staunen nicht raus. auch dieser see ist ein absoluter hammer. man hat vom outlook einen sagenhaften ausblick auf den gesamten see der bei strahlendem sonnenschein den eindruck erweckt als würde der see selbst grünlich-türkis leuchten. einfach nur schön. wir wandern noch ein stück oberhalb des sees entlang, müssen aber nach ca. 2 km umkehren, da der weg zu schmal und unklar ausgeschildert wird und wir unser „bear-horn“ nicht dabei haben.
aber wir haben ja auch noch den bow-lake auf dem heutigen programm. der see auch wunderschön. aber langsam gewöhnt man sich an den anblick dieser außergewöhnlichen farben der seen. auch hier machen wir eine wanderung. diesmal zu den bow falls, am fuße des bow-gletschers. eine 3 stündige wanderung vorbei am bowlake, den bow-river folgend bis zu den bow-falls.
morgen wollen wir dann den bow river mit dem kajak bezwingen. allerdings sehr viel weiter flußabwärts. wir erkundigen uns vorher noch im visitorcenter wo man so etwas am besten machen kann, wegen möglicher stromschnellen oder gar wasserfällen. es gibt ein infoblatt mit 2 touren. beide führen den bow river zwischen lake louise und banff entlang. wir entscheiden uns für den oberen kürzeren und leichteren teil. er beginnt kurz nach lake louise und endet nach 22 km und 3-4 h in castle junction. wir beziehen dazu unser „basislager“ auf dem protection mountain campground. es ist ein sogenannter dry-campground, was heisst, es gibt nur einen stellplatz aber keinerlei medien wie strom, wasser oder abwasser. auch keine dumping-station. aber dafür mitten im wald, total ruhig und schön. und sehr preiswert.
er liegt am bow river parkway etwa in der mitte unser geplanten paddeltour. der bow valley parkway ist ausserdem dafür bekannt um bären und rehe zu sehen. es dämmert schon, als wir den bow valley parkway richtung campground runter fahren, als plötzlich auf einer lichtung ein stattlicher hirsch weidet, den wir mit unserem infrarot nachtsichtgerät noch relativ gut erkennen können, obwohl es schon sehr dunkel ist. es ist mindestens ein 10 ender. eher mehr, aber so genau konnten wir es dann doch nicht erkennen. schon sehr beeindruckend.
heute zu unserem jahrestag machen wir zunächst eine wanderung zum
castle mountain lookout, ruhen uns dann aus und gehen dann hervorragend essen im baker creek restaurant. ein wirklich empfehlenswertes restaurant mit
blockhausromatik und sehr guter küche.
ausgeruht und gut gestärkt wollen wir am nächsten tag die kajaktour bestreiten. aber aufgrund des wetters verschieben wir um einen tag.
so geht es dann bei strahlendem sonnenschein den tag darauf los. zunächst fahren wir 10 km rauf zum startpunkt und laden dort das kajak aus, bauen es auf und verstecken es so gut es geht am fluß. dann bringen wir den josch 22 km runter zum endpunkt der tour (castle junction). von dort dann mit der josi wieder zurück zum startpunkt, immer hoffend, dass das kajak noch da ist wenn wir ankommen. es ist noch da. wir schliessen die josi an, und dann endlich starten wir in unser kleines abenteuer. am startpunkt sind noch 4 männer die die gleiche tour fahren wollen. sie fahren alle in einzelkajaks. wir sind aber früher fertig und starten als erstes. der startpunkt liegt an einem kleinen etwas ruhigeren und relativ schmalen nebenarm des bowriver. wir sitzen noch gar nicht so richtig als 2 kleine baumstämme zu 2/3 den bach blockieren. wir versuchen noch vorbei zu steuern, schaffen es aber nicht und geraten unter die bäume. obwohl nur der kleine nebenarm, ist die strömung so stark, dass sie uns samt kajak unter die bäume drückt. keine chance. nach ca. 100 m und 30 sekunden sind wir gekentert und klatschnass. frust. (siehe hierzu den film - erik hatte glücklicherweise bei abfahrt die gopro angemacht) ausser dass ich mein paddel verloren habe, ist aber alles heil. wir haben vorsorglich trockene sachen mitgenommen. also ziehen wir uns um, entleeren das kajak und fahren mit einem paddel weiter. so schnell geben wir nicht auf. inzwischen sind auch die 4 männer an uns vorbei. sie hatten das glück uns zu sehen und sind kurz von den bäumen ausgestiegen und haben sozusagen geschoben. nun fahren wir hinterher und können so sehen welchen weg sie wählen. das funktioniert wunderbar. auch dass wir nur ein paddel haben erweist sich als problemlos. lediglich, wenn wir durch sehr starke stromschnellen (maximal class 1) fahren schwappt immer wieder wasser ins boot., so dass wir ab und an stoppen müssen um wasser zu schöpfen. macht ein heidenspass. nach 4 stunden kommen wir glücklich und heil am ziel an, wo der josch schon auf uns wartet. während wir uns trockene sachen anziehen und stärken, trocknet das boot. dann fahren wir los, und holen die josi am noch am startpunkt ab.
nun wird es zeit den banff (bzw. jasper) national park zu verlassen. wir
waren 9 tage hier und haben noch lange nicht alles gesehen was dieser wunderschöne park zu bieten hat. wer immer nach kanada fährt, sollte sich diesen park nicht entgehen lassen.
wir fahren über den kicking horse pass die "great divide", die alberta und den banff national park von british columbia (bc) und dem yoho national park trennt. im yoho wollen wir uns noch den
emerald lake ansehen. er macht seinem namen alle ehre. smaragdgrün liegt er umgeben von bewaldeten hügeln spiegelglatt vor uns. wieder anders und wieder wunderschön. direkt am see gibt es eine
hotelanlage mit kleinen cottages und einem restaurant mit blick auf see. dort geniessen wir, nachdem wir den see umwandert haben den tollen ausblick bei einem glas wein und einem kleinen
snack.
ursprünglich hatten wir nun noch vor in den glacier nationalpark zu fahren. aber nach einer recherche im internet stellen wir fest, dass er letztendlich nichts bietet was wir nicht schon ähnlich im banff, jasper oder yoho gesehen haben. also fahren wir nach süden richtung usa. unsere letzte übernachtung in kanada ist einer der urtümlichsten. wir stehen nahezu direkt an einem fluss auf einer kleinen lichtung. nur ein paar schritte und wir stehen im eiskalten wasser des flusses. weit und breit kein haus. wir essen zu abend direkt am fluss. wir sind gerade fertig mit essen als 2 ranger auftauchen und sich nach unserem befinden erkundigen. auf rückfrage erklären sie uns dass wir gerne hier übernachten dürfen. nur feuer ist derzeit aufgrund der extremen waldbrandgefahr verboten. sie verabschieden sich nicht ohne uns noch eine gute weiterreise gewünscht zu haben. wie alle bisherigen nächte in kanada, so verläuft auch diese ruhig und ohne störung. wir verlassen am nächsten tag kanada mit der erkenntnis ein wunderschönes, sicheres land mit extrem freundlichen menschen bereist zu haben. ein land dass einem alles zu bieten hat. und eines ist sicher, wir werden noch mal nach kanada reisen. dann aber im winter.
nach 2 monaten verlassen wir kanada am 24.08.2017